Michael Helm

Vorverkauf in Herdecke läuft …

Für die nächste Lesung am 11. Mai zur westfälischen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff in der Buchhandlung Herdecke hat der Vorverkauf begonnen.

11.05.2023 | 19.30 Uhr | Buchhandlung Herdecke | Infos

Emily Brontë – Sturmhöhe

Samstag ist die zweite Lesung in diesem Jahr in der Stadtbücherei Spenge. Ich lese aus der Neuübersetzung von Wolfgang Schlüter (2016), erschienen im Hanser-Verlag.

Ein Mann ohne Nachnamen. Ein durchtriebener, böser Charakter? Eine Romanfigur der unangenehmsten Art? Ein Byronscher Held? Ein Skandal der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts? Das alles erwartet Sie am Samstag und darüber hinaus eine besondere Autorin der englischen Literatur. Lust bekommen? Ich freue mich auf Sie.

18.03.23 | 19.30 Uhr | Stadtbücherei Spenge | Infos

Annette von Droste-Hülshoff-Lesung in Paderborn

© Foto: Daniela Meschede / SI-Club Paderborn |
links: Julia Hambrock (Präsidentin) | rechts: Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen
Sehr schön war es, einmal wieder die Lesung zu Leben & Werk der Annette von Droste Hülshoff zu geben: in Paderborn für die Dichterin sozusagen ein Heimspiel. 
Am vergangenen Wochenende waren über 150 Zuhörerinnen und Zuhörer zu Gast bei der Veranstaltung des "Soroptimist International Deutschland Club Paderborn". Es war eine tolle Atmosphäre und ein sehr herzliches und interessiertes Publikum, das mich von der ersten Minute an getragen hat. Danke den Veranstalterinnen für den wunderbaren Rahmen und die anregende Atmosphäre.

Da wir in diesem Jahr den 175. Todestag der Annette von Droste-Hülshoff begehen, gibt es die Lesung gleich noch einmal im Mai in Herdecke. (Infos)
© Foto: Daniela Meschede / SI-Club Paderborn

Tucholsky in Herdecke

Meine neue Tucholsky-Lesung "Schreiben für Demokratie & Freiheit" findet als nächstes in der Buchhandlung Herdecke statt. Nach einer sehr schönen Premiere in Spenge freue ich mich jetzt wieder auf das heimische Publikum. Erfreut können wir berichten, dass es dieses Jahr in Herdecke auch noch drei weitere Lesungen mit dem Team der Buchhandlung geben wird. Die folgende dann schon im Mai mit Annette von Droste-Hülshoff. In diesem Jahr ist ihr 175. Todestag. 

Infos zu beiden Lesungen gibt es hier.

Der Vorverkauf für Tucholsky beginnt am 02. März in der Herdecker Buchhandlung. Wegen der "kleinen & feinen" Atmosphäre ist die Zahl der Karten begrenzt. 

Work in progress

Die Lesescouts arbeiten fleißig. Ob in Hiddenhausen, Bünde oder Herford. In allen Gruppen haben wir mittlerweile in einem sehr kurzen Schuljahr vor Augen, dass die Auftritte nahen, wenn sie nicht bereits vor der Tür stehen. 

Vorlesen macht Spaß!

In Hiddenhausen haben die Kurse der Olof-Palme-Gesamtschule damit begonnen, unsere sogenannten Grundschullesungen "auf die Bühne" zu bringen. Die Jungen lesen dabei in der Gemeindebücherei den Erstklässler*innen vor, das heißt, die Leseprofis präsentieren sich den Leseanfänger*innen. Das führt bei beiden zu deutlichen körperlichen Veränderungen, wenn ich das mit einem Schmunzeln so sagen darf: Die Großen bekommen eine ganz stolze Brust und die Kleinen große Augen. Und allen macht das Vorlesen Spaß. Ja, Vorlesen macht tatsächlich Spaß!

In Herford gehen die Jungs des Königin Mathilde Gymnasium auf die Zielgeraden. Nach der Generalprobe zittern sie auf den ersten Auftritt vor den fünften Klassen der Schule in der Aula. Da kann man schon mal nervös werden. "Gehört zum Auftritt", sagt der Trainer. Hilft aber auch nicht, das zu hören. 

In Bünde steht an der Erich Kästner-Gesamtschule bald wieder die Kulturveranstaltung auf der Kleinkunstbühne "Niveau im Keller" an. Das Niveau bei diesen halbjährlichen Möglichkeiten mit Musik, Lesung oder Performance vor ein Publikum zu treten, ist dabei alles andere als abgründig. 9er und 10er freuen sich mit kurzen Texten, verteilten Rollen und verstellten Stimmen auftreten zu können.

Und ich freue mich, dass es so viele junge Menschen gibt, die mit Begeisterung Vorlesen und Zuhören.

Danke Spenge!

Einen lieben Dank an mein ganz besonderes Publikum in Spenge für die Lesung zu Heinrich Manns "Der Untertan". Es waren viele Leute da. Es gab engagierte Diskussionen in der Pause und viel Zuspruch nach der Lesung, die dem Menschen am Mikro sehr wohlgetan haben. 

Das Spenger Publikum ist seit über zwanzig Jahren ein treues Publikum. In den schlimmen letzten Jahren standen Zuhörer*innen und Veranstalterinnen immer fest an meiner Seite. Das ist vielleicht auch der Grund, warum es hier jetzt wieder so gut anläuft. 

Ich bin sehr froh, dass es nachdenkliche Menschen gibt, die sich auch bei solch schwierigen Themen - wie in Heinrich Manns Untertan angesprochen - begeistern lassen und unterhalten fühlen.

Danke Spenge!

Der Untertan in Spenge

Es ist eine wunderbare Satire auf alle Emporkömmlinge, Wetterfähnchen, Karrieristen, Buckler und Treter. Heinrich Manns Schilderungen dieses Typus der Wilhelminischen Kaiserzeit ist unübertroffen. Witzig, bissig, eine starke Satire. Und meine nächste Lesung in der Stadtbücherei Spenge. Denn Diedrich Heßling begegnet mir noch heute viel zu oft auf der Straße.

Heinrich Mann - Der Untertan
08.02.2023 | Stadtbücherei Spenge | 19.30 Uhr | Infos 

Zwei Premieren im Frühjahr in Spenge

Beginnen werde ich die Lesungen in Spenge in diesem Jahr mit zwei Unsympathen der Weltliteratur: Diederich Heßling & Heithcliff. Man muss sie nicht lieben, aber Figuren wie Heßling begegnen uns leider auch heute viel zu oft und Heithcliff ist einfach ein ganz faszinierender Romancharakter. Gespannt?

Wir sehen uns ...

08.02.23 | Heinrich Mann | Der Untertan | Infos 

18.03.23 | Emily Brontë | Sturmhöhe | Infos

Rapunzelzeiten

Nach „Das kursiv gedachte Ich“ hat die Herforder AutorInnengruppe nun ihre zweite Anthologie veröffentlicht unter dem Titel „Rapunzelzeiten“, diesmal ein Potpourri der stilleren Sorte, der ruhigen Töne, durchbrochen von Satire und einer bildhaften Poesie, die in Augenblicken nach Perspektiven sucht.
© Thomas Klüter
Mit dem französischen Schriftsteller und Literaturwissenschaftler André Maurois kann gesagt werden, dass Kunst – und somit auch Literatur – das Bemühen sei, neben der wirklichen Welt eine menschlichere zu schaffen. Ausgehend von diesem Gedanken gestaltet die Herforder AutorInnen-Gruppe seit einem halben Jahrzehnt literarische Lesungen im Herforder Kreis, die sich nicht nur am ‚Schönen und Guten’, sondern auch an der sozialen Wirklichkeit orientieren und diese kritisch aufgreifen. Die Anthologie widmet sich daher dem Alltag, der Arbeitswelt, der Vergangenheit, überhaupt dem Spektrum an Gewohnheiten, aus dem heraus jede/r Einzelne eine Perspektive entwickelt. Das Leben besteht eigentlich aus „Rapunzelzeiten“, also aus dem Versuch, den Blick in die Zukunft zu richten und immer neu zu beginnen, das Beste aus den gegebenen Bedingungen zu machen. 

In der bei ostbooks erschienene Anthologie versammeln sich namhafte AutorInnen aus dem Herforder Kreis zu einem literarischen Potpourri aus Prosa und Gedichten. Mit dabei ist Norbert Sahrhage, der bei seinen Kriminalromanen lokal-historische Begebenheiten mit kriminalistischer Erzählkunst verbindet und vor kurzem mit dem Heimatpreis des Kreises Herford geehrt wurde. Ebenfalls dabei ist der bekannte Rezitator und Autor Michael Helm, ausgezeichnet mit dem Bürgermedienpreis NRW.

Artur Rosenstern, Autor und Verleger, schreibt auf feinsinnige Weise darüber, wie der Mensch angesichts von Krieg und Gewalt sein Menschsein bewahrt, während sich der Bünder Autor Nicolas Broeggelwirth auf sensible Weise einem besonderen Menschen annähert („Das Lächeln“). Christine Zeides, ein Multitalent in Sachen Wortkunst und von Bünde nach Berlin umgezogen, widmet sich auf lyrische Weise Berliner Orten.

Die Lyrikerin und Romanautorin Petra Czernitzki überschreibt den Alltag mit scharfer Satire, die sich der Liebe („Die Amputation“) und dem „Corona-Blues“ annimmt. Und der von der Gesellschaft für neue Literatur zu einem „Erben Orwells“ ausgelobte Autor Ralf Burnicki präsentiert politische Gedichte gegen kalte Zeiten. Die Leserinnen und Leser erwartet ein kreatives und vielseitiges Literaturereignis, das zum Nachdenken anregt, aber auch unterhaltsam ist.

Herforder AutorInnen-Gruppe
„Rapunzelzeiten“ 
Anthologie 2022
ISBN 978-3-947270-15-6
10, – EUR

Ein gutes Neues!

Ich wünsche allen ein gutes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2023. 
Trotz manches Ungemachs, packen wir es an! Auf ein Neues! 

Mit einer guten Nachricht kann ich gleich beginnen. Wir planen in Herdecke wieder Lesungen für dieses Jahr. Darauf freue ich mich besonders. Viele Schulprojekte laufen weiter, so in Hiddenhausen, Bünde und auch am Königin Mathilde Gymnasium in Herford. Außerdem gibt es wieder einige spannende Lesungen in der Stadtbücherei in Spenge. Die Herforder AutorInnen schlafen im Übrigen auch nicht.

Dazu und mehr hier auf der Webseite.
Ich freue mich auf Ihren Besuch.
Ihr Michael Helm

Aus dem Block …

Der Fremde

gesprochen von Ulrich Matthes

Meursault eine Stimme geben? Wer könnte das besser als Ulrich Matthes. Nach meiner Camus-Lektüre in den vergangenen Wochen, habe ich mir „Der Fremde“, gesprochen von Ulrich Matthes, angehört. Bei Hörbüchern bin ich sehr zurückhaltend. Ich mag einige sehr bekannte deutsche Hörbuchsprecher überhaupt nicht. Zu einer Stimme, auf die ich mich stundenlang einlasse, habe ich eine besondere Beziehung. Das muss passen. Das ist nicht zu begründen. Das ist eine Bauchentscheidung. Matthes passt. 

Seiner Stimme kann ich zuhören, auf dem Sofa, auf einem Spaziergang, auf dem überfüllten Bahnsteig. Ich verliere nicht den Faden, wie es mir bei anderen häufig passiert. Er hält mich immer im Stück. 

Camus´ Werke zu sprechen, insbesondere den Fremden, Meursault, ist eine besondere Herausforderung. Ulrich Matthes hält sich zurück, gibt dem Text genau die lakonische Stimmung, die er braucht. Gleichzeitig wirkt die Stimme in den Detailbetonungen nie monoton. Es entstehen Bilder beim Hören, wie sie mir selbst beim Lesen nicht gekommen waren, obwohl ich bei der Lektüre viel mehr Zeit hatte. Rhythmus, Tempo, Pause, das alles wird wunderbar in eine Stimme gebracht, wie ich sie mir für Meursault vorstelle. Diese Stimme bleibt in meinem Kopf. Dank des Autors, dank des Sprechers.

mh

24.08.1922 – Tucholsky vor einhundert Jahren

„Wir sind fünf Finger an einer Hand“, schreibt Kurt Tucholsky in einem Artikel der Weltbühne 1922. Die fünf aus dem Zitat, das sind Peter Panter, Ignaz Wrobel, Kaspar Hauser, Theobald Tiger und Kurt Tucholsky selbst. Tucholsky ist eigentlich kein Pseudonym, aber unter all diesen Namen veröffentlichte er in den verschiedenen Zeitungen. Und der Name Tucholsky trollte sich eben wie ein solches im Reigen der anderen Pseudonyme. Zusammen hatten sie die Schlagkraft, die der 1890 in Berlin geborenen Tucholsky aufbringen musste, um gegen die Missstände in der jungen Weimarer Republik anzuschreiben, für die Freiheit und für die Demokratie. „Wir alle Fünf lieben die Demokratie.“

Wir alle Fünf
von Kurt Tucholsky

Die rechtsstehende Presse amüsiert sich seit einiger Zeit damit, mich mit allen meinen Pseudonymen als »den vielnamigen Herrn« hinzustellen, »der je nach Bedarf unter diesem oder unter jenem Namen schreibt«. Also etwa: Schmock oder Flink und Fliederbusch oder so eine ähnliche Firma.

Aber wir stammen alle Fünf von einem Vater ab, und in dem, was wir schreiben, verleugnet sich der Familienzug nicht. Wir lieben vereint, wir hassen vereint – wir marschieren getrennt, aber wir schlagen alle auf denselben Sturmhelm.

Und wir hassen jenes Deutschland, das es wagt, sich als das allein echte Original-Deutschland auszugeben, und das doch nur die schlechte Karikatur eines überlebten Preußentums ist. Jenes Deutschland, wo die alten faulen Beamten gedeihen, die ihre Feigheit hinter ihrer Würde verbergen; wo die neuen Sportjünglinge wachsen, die im Kriege Offiziere waren und Offiziersaspiranten, und die mit aller Gewalt – und mit welchen Mitteln! – wieder ihre Untergebenen haben wollen. Und deren tiefster Ehrgeiz nicht darin besteht: etwas wert zu sein – sondern: mehr wert zu sein als die andern. Die sich immer erst fühlen, wenn sie einen gedemütigt haben. Jenes Deutschland, wo die holden Frauen daherblühen, die stolz auf ihre schnauzenden Männer sind und Gunst und Liebesgaben dem bereit halten, der durch bunte Uniform ihrer Eitelkeit schmeichelt. Und die in ihrem Empfinden kaltschnäuziger, roher und brutaler sind als der älteste Kavallerie-Wachtmeister. Wir alle Fünf hassen jenes Deutschland, wo der Beamtenapparat Selbstzweck geworden ist, Mittel und Möglichkeit, auf den gebeugten Rücken der Untertanen herumzutrampeln, eine Pensionsanstalt für geistig Minderbemittelte. Wir alle Fünf unterscheiden wohl zwischen jenem alten Preußen, wo – neben den fürchterlichsten Fehlern – wenigstens noch die Tugenden dieser Fehler vorhanden waren: unbeirrbare Tüchtigkeit, Unbestechlichkeit, catonische Strenge und puritanische Einfachheit. Aber es hat sich gerächt, dass man all das nur als Eigenschaften der Herrscherkaste züchtete und den ›gemeinen Mann‹ mit verlogenen Schullesebüchern und Zeichnungslisten für Kriegsanleihen abspeiste. So sieht kein Mensch einen Hund an wie die regierenden Preußen ihre eignen Landsleute, von deren Steuern und Abgaben sie sich nährten. Und wir hassen jenes Deutschland, das solche Bürger hervorgebracht hat: flaue Kaufleute, gegen die gehalten die alten Achtundvierziger Himmelsstürmer waren – satte Dickbäuche, denen das Geschäft über alles ging, und die hoch geschmeichelt waren, wenn sie an ihrem Laden das Hoflieferantenschild anheften durften. Sie grüßten noch die leere Hofkarosse und betrachteten ehrfurchtsvoll den Mist der kaiserlichen Pferde. Spalierbildner ihres obersten Kommis.

Wir alle Fünf lieben die Demokratie. Eine, wo der Mann zu sagen hat, der Freie und der Verantwortungsbewußte. Eine, wo die Menschen nicht ›gleich‹ sind wie die abgestempelten Nummern einer preußischen Kompanie, jener Inkarnation eines Zuchthausstaates – sondern eine, wo zwischen einem Bankpräsidenten und seinem Portier kein Kastenunterschied mehr besteht, sondern nur ein ökonomischer und einer in der äußern Beschäftigung. Ob sie miteinander Tee trinken, ist eine andre Sache. Daß es aber alles beides Menschen sind, steht für uns fest.

Jenes Deutschland wollen wir zerstören, bis kein Achselstück mehr davon übrig ist. Dieses wollen wir aufbauen, wir alle Fünf.

Und ob das Blatt für die Idioten der Reichshauptstadt und seine geistesverwandte Wulle- und Mudicke-Presse lügt, hetzt oder tadelt: – wir gehören zusammen, wir alle Fünf, und werden sie auf die hohlen Köpfe hauen, dass es schallt, und dass die braven Bürger denken, die kaiserliche Wache ziehe noch einmal auf und der Gardekürassier schlage noch einmal die alte Kesselpauke.

Wir sind fünf Finger an einer Hand. Und werden auch weiterhin zupacken, wenns not tut.

Kurt Tucholsky
Die Weltbühne vom 24.08.1922