Michael Helm

Erste Lesung 2024 in Spenge

Es wird humorvoll. Es wird skurril. Es wird grotesk.

Kolokolamsk? Wo liegt eigentlich Kolokolamsk? Da mag man sich verwundert die Augen reiben, wenn man sich nicht gar fragt: Kolokolamsk, was ist das? Selbst eine moderne Internetsuchmaschine kann da kaum weiterhelfen. Will uns Michael Helm jetzt verulken? Will er! ... (Lesen Sie weiter?)

Ilf & Petrov - Kolokolamsk
21.02.2024 | 19.30 Uhr | Stadtbücherei Spenge | Infos

George Orwell – 1984

Die nächste Lesung in Spenge behandelt das Meisterwerk von George Orwell.
 
„1984“ ist als Roman eine aktuell gebliebene Mahnung. Das Werk thematisiert die Methoden eines autoritären, technokratischen Überwachungsstaats genauso, wie die Manipulation von Fakten zur Desinformation seiner Bürger*innen oder die Kontrolle durch Sprache. Im Zentrum steht die Frage nach der Individualität des Menschen in einem autoritären Regime. Auch wenn Orwell 1948 vornehmlich die Kritik am Sowjetkommunismus vor Augen hatte, sind dies Fragen, mit denen wir uns heute auseinandersetzen müssen, wenn auch die technischen Möglichkeiten längst ganz andere geworden sind. 

"1984" ist für mich eigentlich kein Science Fiction-Roman. Orwell drehte einfach die Jahreszahl der Entstehung des Textes um. So entstand der Titel 1984 und eine der bekanntesten Dystopie der Weltliteratur.

Lesen werde ich aus der Übersetzung von Eike Schönfeld. Diese gelungene Neuübersetzung ist eine von vielen in der letzten Zeit. Auch dies ein Hinweis für die Aktualität des Buches. 

13.09.23 | 19.30 Uhr | Stadtbücherei Spenge | Infos

Emily Brontë – Sturmhöhe

Samstag ist die zweite Lesung in diesem Jahr in der Stadtbücherei Spenge. Ich lese aus der Neuübersetzung von Wolfgang Schlüter (2016), erschienen im Hanser-Verlag.

Ein Mann ohne Nachnamen. Ein durchtriebener, böser Charakter? Eine Romanfigur der unangenehmsten Art? Ein Byronscher Held? Ein Skandal der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts? Das alles erwartet Sie am Samstag und darüber hinaus eine besondere Autorin der englischen Literatur. Lust bekommen? Ich freue mich auf Sie.

18.03.23 | 19.30 Uhr | Stadtbücherei Spenge | Infos

Der Untertan in Spenge

Es ist eine wunderbare Satire auf alle Emporkömmlinge, Wetterfähnchen, Karrieristen, Buckler und Treter. Heinrich Manns Schilderungen dieses Typus der Wilhelminischen Kaiserzeit ist unübertroffen. Witzig, bissig, eine starke Satire. Und meine nächste Lesung in der Stadtbücherei Spenge. Denn Diedrich Heßling begegnet mir noch heute viel zu oft auf der Straße.

Heinrich Mann - Der Untertan
08.02.2023 | Stadtbücherei Spenge | 19.30 Uhr | Infos 

Tucholsky-Premiere schöner Erfolg

Premiere gelungen. Über 50 Zuhörer*innen waren in der Stadtbücherei Spenge am 26. Nov. 2022 zur neuen Tucholsky-Lesung "Schreiben für Demokratie & Freiheit". Das hat mich besonders gefreut. Nach der Lesung gab es noch einige Gespräche über die Bedeutung Tucholskys heute. So manche Zuhörer*in fühlte sich da offenbar sehr an unsere Zeit erinnert. Wem geht das nicht so?

"Gerne lauschten die Zuhörer seinem intensiven Vortrag, der geprägt war von mitreißender Mimik, Gestik und Betonung", schrieb Britta Bohnenkamp-Schmidt von der Neuen Westfälischen über den Abend in der Presse. Merci beaucoup. 

Neue Tucholsky-Lesung

Darf man das so sagen? Gehört das nicht verboten? Was darf Satire? Tucholsky schrieb in der Weimarer Republik für die Demokratie und für die Freiheit. Viele seiner Fragen scheinen uns so drängend wie damals.
Ich freue mich auf das ganz neue Programm zum Weimarer Journalisten, Feuilletonisten, Schriftsteller und Kritiker der drohenden Zustände in Deutschland. Er sprach aus, was uns teils noch heute auf der Seele brennt: satirisch und ohne Kompromiss. Mit scharfer, kritischer Zunge. Nicht ohne Zweifel, aber unverzagt. Tucholsky bringt es auf den Punkt.

Stadtbücherei Spenge | 26.10.22 | 19.30 Uhr | Infos

Literatur beim Abtrocknen

Freitags auf dem Block

Am 10. September 2000 war sie, die erste Lesung in der Stadtbücherei Spenge. „Literatur zum Schmunzeln“. Fragen Sie mich nicht, wie wenig Leute damals zur Lesung gekommen sind. 

Die Lesungen „Zwischen den Zeilen“ in der Stadtbücherei Spenge gibt es 2020 seit zwanzig Jahren. Ein Grund zu Feiern und sich zu erinnern. In einer kleinen Serie möchte ich hier an ein paar besondere Augenblicke zurückdenken.

Ich erinnere mich aber an die alte Bücherei. Nicht einmal das Gebäude existiert heute noch. Die Regale mussten zur Seite geschoben werden, Stühle getragen und aufgestellt und alles musste vorbereitet sein, um auch Sekt, Saft & Co. zu reichen. Ich wollte ja nicht nur lesen, sondern auch nett mit den Gästen über Literatur plaudern. Die Gläser transportierten wir jedesmal vor der Lesung in die Bücherei und im Anschluss wurden sie in einer gemeinsamen Aktion in der kleinen Küche wieder abgespült. Es waren nette literarische Gespräche beim Abtrocknen, an die ich mich gerne erinnere. Der Nachklang zur Lesung in der Küche des Bürgerzentrums.

Jubiläumslesung | 20 Jahre „Zwischen den Zeilen“
Musikalische Lesung mit Stefan Kallmer (Klarinette, Saxophon, E-Piano, Gesang); Texte aus 20 Jahren mit Michael Helm
30.09.2020 | 19.30 Uhr | Stadtbücherei Spenge | Infos

Überhaupt ist es Frau Rickert – der damaligen Leiterin der Bücherei – zu verdanken, dass es die Lesungen immer wieder gab. Was in Düsseldorf allsonntäglich funktionierte, musste sich in Spenge ja erst einmal rumsprechen. Erst gab es drei Lesungen im Halbjahr, später wurden es vier im Jahr. Den Sonntag als Veranstaltungstag haben wir in Spenge schnell wieder aufgegeben. Zu groß die Konkurrenz des heimischen Gartens. 

Nach der ersten Lesung sagte Frau Rickert dann mitleidsvoll zu mir: „Es hat den Leuten gefallen …, wirklich.“
Ich stutzte. 
„Sie zeigen es ja nicht so, die Ostwestfalen, aber glauben Sie mir. Die fanden das richtig gut … Das ist nicht Düsseldorf.“
Dabei musste sie selbst lachen. 

Sie hatte das sicherlich nicht zum ersten Mal zu einem Künstler aus der Fremde gesagt. Und Düsseldorf kam mir damals schon wirklich ziemlich weit und fremd vor, obwohl ich noch immer wöchentlich mit Rolf Fuchs auf der Bolkerstraße im Heinrich Heine-Geburtshaus auftrat. So manche Lesung mit identischem Text hätte an den beiden Orten unterschiedlicher nicht aufgenommen werden können. An der Bolkerstraße Schenkelklopfen, in Spenge ein herzlich-heimliches Schmunzeln.

Es war das erste Mal, dass ich ahnte, wo ich hingezogen war: nach Ostwestfalen, an den Teutoburger Wald. Aber den hatte doch schließlich Heinrich Heine schon in seinem Wintermärchen besungen, wenn der auch nicht gerade gut weggekommen war. Aber das gilt ja auch für Köln, Göttingen, Hamburg, etc. Das muss noch nichts heißen, dachte ich mir. 

Frau Rickert hatte Geduld mit mir und recht dazu. Denn die Leute kamen wieder. Und es wurden mehr. Wir zogen im damaligen Bürgerzentrum in den kleinen Veranstaltungsraum um. Der Raum lag neben dem Saal und hatte den Charme eines Konferenzraums. Aber immer wieder bekamen wir zu hören, wie nett wir den hergerichtet hätten. Manche erkannten ihn gar nicht wieder. Selbst eine Schultafel hätte ich nutzen können, wenn ich gewollt hätte. (Beamer gab es da ja noch nicht!)

Ein Teil meines Herzens ist ostwestfälisch geblieben

Ich weiß gar nicht, was ich ohne die Ausdauer und Freundlichkeit des damaligen Teams gemacht hätte. In Ostwestfalen habe ich gelernt, was es bedeutet, beharrlich zu sein. Manch einer nickte mir erst verstohlen grüßend zu, als er mich zehn Jahre lang kannte und ich schon auf gepackten Koffern ins Ruhrgebiet saß. 
„Wie, Sie ziehen fort? Warum denn?“, fragte er dann. 
Ich tröstete: „Die Lesungen bleiben Ihnen doch weiterhin erhalten.“ 

Es kamen dann Leute, die ich vorher nie bei den Veranstaltungen gesehen hatte. Selbst Engeraner, Herforder und Bielefelder überschritten mittlerweile die Stadtgrenzen. Und ich reiste für jede Lesung aus Herdecke an. Die waren jetzt im schmucken Neubau der Bücherei. Und da hörte ich eines Tages den Satz: 

„Schön, dass Sie unsere Lesungen hier weitermachen. Sie sind schließlich auch ein Ostwestfale, ein Spengeraner.“

Ich konnte den Herzen der Ostwestfalen nicht mehr entkommen. Und sie haben ja recht. Ein Teil meines Herzens ist ostwestfälisch geblieben, bis heute. Da soll Heine nur mal kommen …

Michael Helm

Jubiläumslesung

Am 30.09.20 ist die große Geburtstagslesung in der Stadtbücherei Spenge. 20 Jahre „Zwischen den Zeilen“ müssen gefeiert werden. Nach allen Regeln in Corona-Zeiten, aber gefeiert. Mit an meiner Seite wird Stefan Kallmer (Klarinette, Saxophon, E-Piano, Gesang) sein. Und es wird eine Überraschungslesung mit Texten aus 20 Jahren Lesungen in Spenge.

20 Jahre „Zwischen den Zeilen“
Stadtbücherei Spenge | 30.09.20 | 19.30 Uhr
Karten gibt es unter 05225 6322 und nur im Vorverkauf!

Gestern in Spenge…

Es war wieder eine tolle Atmosphäre in Spenge, gestern Abend mit Goethes Divangedichten. Danke an ein tolles Publikum, das mich hier seit über 16 Jahren willkommen heißt.

OWL im Fotoshooting

Leineweber Bielefeld

Versperrte mir in Bielefeld den Weg

Die Premiere für die Hermannstour naht und mein Blick in die Fotogalerie ließ mich erschrocken am Schreibtisch zusammensinken. Hatte ich eine Regentour versprochen? Auf den Bildern sind Außerirdische, verpackt in regenabweisenden Müllsäcken zu sehen. Ich erkenne mich da selbst nicht wieder. Zugegeben, damals erinnerte unsere Ausrüstung noch eher an Folgen von Raumschiff Orion. Nach den wunderherrlichen Eifelbildern kann ich das den Ostwestfalen nicht antun, vor allem beim heutigen Blick in den strahlendblauen Himmel. Also los, Sachen gepackt und auf geht´s: Schönwetterbilder machen. OWL im Fotoshooting! (more…)

Aus dem Block …

Jon Fosse – Melancholie

Ende des 19. Jahrhunderts: Der norwegische Maler Lars Hertervig studiert in Düsseldorf Landschaftsmalerei. Er hat sich ein kleines Zimmer gemietet und verliebt sich in Helene, die fünfzehnjährige Tochter seiner Vermieter. Dieses nicht einmal richtig entflammte Verhältnis findet die Ungnade der Familie. Lars soll die Wohnung verlassen. Das Scheitern der Beziehung scheint Lars Hertervig verrückt werden zu lassen.

Was auf der inhaltlichen Ebene einfach erscheinen mag, nimmt sich in Hertervigs Denken anders aus. Denn von Anfang an ist seine Sicht der Dinge „anders“. Gedanke um Gedanke kreist in seinem Kopf, wiederholt sich, ordnet sich scheinbar neu. Niemals kommt sein Denken zu einem Abschluss. Der Geisteszustand Hertervigs grenzt an Verwirrung und seine Gedanken verwirren sich mehr und mehr durch die ihn befremdenden Erlebnisse. Sind seine Gedanken wahnhaft, Verfolgungsfantasien oder der Ausdruck seiner Realität?

Dies lässt Jon Fosse in seinem Roman „Melancholie“ offen. Er betrachtet das Geschehen aus der Sicht Hertervigs. Er versteht es in einer ausgefeilten, dem Denken dieses Menschen entsprechenden, einfachen Sprache, die subjektive Welt Hertervigs darzustellen. Das ist faszinierend und schwer zu lesen zugleich, denn die unendlichen Gedankenketten Hertervigs wälzen sich über etliche Seiten dahin. Wie einprägsam Fosses Sprache ist, stellte ich fest, als ich das Buch fortlegte. Die ewigen Wiederholungen und Wortketten begannen, von meinem Denken Besitz zu ergreifen, wie musikalische Ohrwürmer. Fast suggestiv haben sie sich in den Kopf eingeschlichen und es brauchte Zeit und Ablenkung, um sich wieder aus dieser zirkulären Gedankenwelt Hertervigs zu befreien.

Jon Fosse hat für das Denken eine Sprache geschaffen, in der Existenzielles einen einfachen Ausdruck findet. In dem, was sich zwischen den Gedankenketten auftut, rührt er an der Grenze des Unbewussten.

Mit der Geschichte Lars Hertervigs ist der Roman nicht zu Ende. Zwei weitere Erzählungen setzen an die Hertervig-Geschichte an, die sich wie die folgenden Akte eines Theaterstücks ausmachen. Generationen später werden Personen betrachtet, die mit Hertervig in familiärer Beziehung standen. Auch in diesen Erzählungen ist es der faszinierende Stil Fosses, der einen in seinen Bann zieht.

Jon Fosse bekommt Literaturnobelpreis

Hier noch der Link zu einem älteren Beitrag.