PS. Die Bachmann/Celan-Lesung nimmt auch Gestalt an. Schauen Sie doch mal ... (Infos)
Kafka-Lesung auch in Rheda
Nach der tollen Premiere in Spenge wird es einen weiteren Auftritt mit dem Duo Kallmer & Helm in der Bibliothek Rheda geben. Wir freuen uns dort auf den "Versuch einer zweiten Audienz im Schloss". Diese Lesung soll voraussichtlich im September sein.
Eine weitere Kafka-Lesung des Duos gibt es mit dem Förderverein Buch.Bar der Stadtbibliothek Herford am 30.11.2024. Dann geht es um die Erzählungen und das Leben des Schriftstellers, der heute vor einhundert Jahren gestorben ist.
Kafka – Eine musikalische Lesung
Der Versuch einer Audienz des Duos Kallmer & Helm im Schloß
Zu Gast im Schloß? Oder auch nicht? Am 25.05. haben wir jedenfalls um 19.30 Uhr eine Audienz in der Stadtbücherei Spenge. Was wir dort machen?
Es ist der Versuch einer literarisch-musikalischen Audienz und es geht dabei um Franz Kafka. Der hat am 3. Juni seinen 100. Todestag. Sein letztes Romanfragment war „Das Schloß“, in dem ein gewisser K. versucht, als Landvermesser im Schloß eine Stelle und damit auch ein Aufenthaltsrecht im benachbarten Dorf zu bekommen. Um diesen Roman wird sich die musikalische Lesung des Duos Kallmer & Helm drehen.
Warum es sich nur um den Versuch einer Audienz handelt? K. ist doch auch nie im Schloß angekommen. Und ob wir beide im Schloß eingelassen werden? Wir werden es sehen ...
Die Erfahrung ist uns jedenfalls sehr vertraut. Wer irgendeine bürokratische Frage zu klären hat, der benötigt eine Audienz bei einem behördlich Verantwortlichen. Da müssen Satzungen eingehalten, Anträge formuliert, Gutachten erstellt, Genehmigungen erteilt werden. Der Antrag auf ein Antragsformular ist dagegen ein gutgemeinter Witz. Das alles ist Kafka pur. Weshalb wir den Abend auch mit viel Humor angehen werden.
Als ich neulich in meiner Jukebox blätterte … Nee, nee, … Aber manch einer stöbert ja gerne und regelmäßig in seiner Plattenkiste (manche Menschen besitzen sowas durchaus!) andere stehen vor dem Bücherregal längst gelesener Schmöker und erfreuen sich daran. Ich schaute für diesen Freitag auf dem Block einmal in unser altes Radioarchiv.
Erinnert sich noch jemand ans Literadium, das Literaturradio im Bielefelder Bürgerfunk? Ich tue das immer wieder gerne. Wir machten dort einmal im Monat eine Sendung zur Literatur. Magazinsendungen, Sendungen zu einzelnen Autoren, Feature, Schnipsel, Kolumnen, Interviews. Ach, das war eine schöne Zeit … damals.
Für heute habe ich euch also einen Interviewschnipsel herausgekramt von Christine Helm, die diese Sendung damals moderierte und meine Lesung eines Textes von … na, na, von wem schon … na klar: Franz Kafka. Die ganze Sendung war zu Kafka. Nicht die Ohren kräuseln, reinhören ;)
Franz Kafka – Der Process
"Die Lesereihe "Zwischen den Zeilen" mit Rezitator Michael Helm ist in Spenge längst kein Geheimtipp mehr."
Der Artikel aus der neuen Westfälischen von Britta Bohnenkamp-Schmidt.
Aus dem Block …
vorbei
ich kann sie drehen und wenden ich finde meine komfortable ansicht der dinge nicht wieder
Jon Fosse – Melancholie
Ende des 19. Jahrhunderts: Der norwegische Maler Lars Hertervig studiert in Düsseldorf Landschaftsmalerei. Er hat sich ein kleines Zimmer gemietet und verliebt sich in Helene, die fünfzehnjährige Tochter seiner Vermieter. Dieses nicht einmal richtig entflammte Verhältnis findet die Ungnade der Familie. Lars soll die Wohnung verlassen. Das Scheitern der Beziehung scheint Lars Hertervig verrückt werden zu lassen.
Was auf der inhaltlichen Ebene einfach erscheinen mag, nimmt sich in Hertervigs Denken anders aus. Denn von Anfang an ist seine Sicht der Dinge „anders“. Gedanke um Gedanke kreist in seinem Kopf, wiederholt sich, ordnet sich scheinbar neu. Niemals kommt sein Denken zu einem Abschluss. Der Geisteszustand Hertervigs grenzt an Verwirrung und seine Gedanken verwirren sich mehr und mehr durch die ihn befremdenden Erlebnisse. Sind seine Gedanken wahnhaft, Verfolgungsfantasien oder der Ausdruck seiner Realität?
Dies lässt Jon Fosse in seinem Roman „Melancholie“ offen. Er betrachtet das Geschehen aus der Sicht Hertervigs. Er versteht es in einer ausgefeilten, dem Denken dieses Menschen entsprechenden, einfachen Sprache, die subjektive Welt Hertervigs darzustellen. Das ist faszinierend und schwer zu lesen zugleich, denn die unendlichen Gedankenketten Hertervigs wälzen sich über etliche Seiten dahin. Wie einprägsam Fosses Sprache ist, stellte ich fest, als ich das Buch fortlegte. Die ewigen Wiederholungen und Wortketten begannen, von meinem Denken Besitz zu ergreifen, wie musikalische Ohrwürmer. Fast suggestiv haben sie sich in den Kopf eingeschlichen und es brauchte Zeit und Ablenkung, um sich wieder aus dieser zirkulären Gedankenwelt Hertervigs zu befreien.
Jon Fosse hat für das Denken eine Sprache geschaffen, in der Existenzielles einen einfachen Ausdruck findet. In dem, was sich zwischen den Gedankenketten auftut, rührt er an der Grenze des Unbewussten.
Mit der Geschichte Lars Hertervigs ist der Roman nicht zu Ende. Zwei weitere Erzählungen setzen an die Hertervig-Geschichte an, die sich wie die folgenden Akte eines Theaterstücks ausmachen. Generationen später werden Personen betrachtet, die mit Hertervig in familiärer Beziehung standen. Auch in diesen Erzählungen ist es der faszinierende Stil Fosses, der einen in seinen Bann zieht.