Michael Helm

Das Gedicht

vom 15. November 2015

Irgendwann
von Jannik Rossmann

Irgendwann werde ich gehen
an einen völlig fremden Ort
wo alles neu, wo alles anders ist
wo du niemanden kennst und du selbst nicht erkannt wirst
an einen Ort, der warm ist
wo man mit den Händlern noch feilschen kann
wo man immer ein freundliches Lächeln findet
wo ein ganzes Jahr Sommer ist
wo das Meer rauscht
wo eine leichte, wohltuende Brise über die Küste streicht
dort, wo die Sonne abends im Wasser versinkt
der Mond in den Bergen aufgeht
und du einfach nur abschalten kannst

Dein künftiges Leben liegt vor dir

am Horizont

Wo möchtest du es leben?
Wer soll es begleiten?
Was wird darin wichtig sein?

Irgendwann werde ich gehen
mich einfach unerwartet in den Zug setzen

und fahren

Irgendwann werde ich wiederkommen
Irgendwann…

© Jannik Rossmann, 11.07.2013

Jannik Rossmann wurde 1996 in Bielefeld geboren. 17 Jahre wohnte er im Kreis Herford und zog dann wieder nach Bielefeld, wo er mittlerweile Sozialwissenschaften studiert. Seit 2008 Auftritte in der Gemeindebücherei Hiddenhausen und auf der Kleinkunstbühne der Olof-Palme-Gesamtschule, zuletzt auch in der Stadtbibliothek Herford im Rahmen der Matineereihe Café…Lese…Lust.

Ganz normaler Wahnsinn!

vom 11. November 2015

Ich liebe die Vorweihnachtszeit! Ich liebe es, jetzt in Dortmund einzukaufen, möglichst am Heimspielsamstag!! Geschenke kauft man doch rechtzeitig, wie vernünftig!!! (Kluger Psychiater!) Das bringt einen doch um den Verstand oder nicht!!!!

Wer das alles lieber im Pendragon Blog nachlesen möchte: Meine Erzählung 7867 ist dort seit heute online. Viel Freude und einen gepflegten Irrsinn. Pendragon Blog»

mh

Bilder im Herbst

vom 10. November 2015

One of These Days! oder: Hymnen an die Nacht reloaded!

vom 08. November 2015

Wenn ich des Nachts von Novalis träume, dann gerade nicht wegen einer erneuten Suche nach seiner blauen Blume, sondern einfach, weil das mein Job ist! Also Hymnen an die Nacht reloaded! Das kann einen mitnehmen und etwas wirr machen.

An solchen Tagen hilft nur, eine alte Scheibe aufzulegen. Der Satz klingt, als wäre er aus Vinyl gegossen. Da ich das Knistern dieser schwarzen Scheiben – die einmal mein Weltbild bedeuteten – nicht vermisse, bedeutet Scheibe hier Compact Disc, was den Jüngeren ja antiquiert genug erscheint. Ich habe keine Abneigung vor antiquierten Momenten, bei Büchern nicht, auch nicht beim Kauf von Klangteppichen. Besonders, wenn mich der Sound in eine andere Welt schweben lässt. Ginge es um Dichtung, hätte ich Klang gesagt. Es geht jedoch um eine Aufnahme von Pink Floyd aus dem Jahr 1967. Da ist Sound der einzig passende Ausdruck für eine EP (Extended Play, so hieß das damals!), die in den Sound Techniques Studios in London aufgenommen worden war und die man jetzt wieder als glänzende Spiegelscheibe erwerben kann. Und was sich in der Scheibe spiegelt, ist die Zeit. Nur zwei Songs: Interstellar Overdrive und Nick´s Boogie. Der erste ist ein Genuss für Pink Floyd Freaks an Tagen wie diesen – eine Extended Version des legendären Psychedelic Songs – der zweite, seiner Zeit unveröffentlicht, geschrieben von Nick Mason, dem Drummer der Band. An der Gitarre hört man noch Syd Barrett. Was der aus den Saiten herausholt an Klängen (ich meine Klänge!), müsste man heute erst einmal so zu programmieren verstehen.

One of Theses Days! Ein Tag, um durch die Zeit geschleudert zu werden, in ein Universum der Sounds. Daran hätte Novalis wohl auch seine Freude gehabt, hätte er nur gekonnt, oder? Aber der kannte in seiner Zeit nicht einmal die schwarzen, gerillten Scheiben, dafür aber das Experimentieren mit dichterischen Klängen. Vielleicht ist das alles bloß zu wirr gedacht.

Gute hymnische Nacht!

mh

Das Gedicht

vom 28. Oktober 2015

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen,
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt in´s freye Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu ächter Klarheit werden gatten,
Und man in Mährchen und Gedichten
Erkennt die ewgen Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.

Novalis

„In folgendem Gedichte, welches seine Stelle im Ofterdingen finden sollte, hat der Verfasser auf die leichteste Weise den innern Geist seiner Bücher ausgedrückt.“

(Ludwig Tieck über Novalis´ Gedicht)

Willkommen altes Land!

vom 26. Oktober 2015

Lesen Sie hier die aktuelle Kolumne von Frank Müller. Der Patentanwalt aus Bielefeld, Jahrgang 1969, schreibt Kolumnen, Radiobeiträge und kurze Prosa. Bis 2007 war er Redakteur des Hörfunkmagazins »Literadium«. 2007 erhielt er den LfM-Bürgermedienpreis. Seit 2008 liest er seine Kolumnen im Rahmen der Sonntagsmatineen »Café…Lese…Lust« in der Stadtbibliothek Herford, mit denen er die Lesungen eröffnet. Viel Spaß in der Stöber Ecke!

mh

Kafka und der Bibliothekar

vom 25. Oktober 2015

Am 24. Oktober ist Tag der Bibliotheken. Lesen Sie zu diesem Anlass eine kleine Geschichte über Kafka und meinen Bibliothekar und wie sich beide in mein Leben eingemischt haben im Pendragon Blog.

mh

Kafka fasziniert in Spenge

vom 20. Oktober 2015

Meinte jedenfalls Frau Bohnenkamp-Schmidt in der Neuen Westfälischen zum Kafkaabend. Das freut mich. Der Artikel der NW sei Ihnen hier noch zum Nachlesen dargereicht. NW-Artikel vom 01.10.15.

mh

Selige Sehnsucht

vom 02. September 2015

Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend’ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du, Schmetterling, verbrannt.

Und solang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

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Tut ein Schilf sich doch hervor,
Welten zu versüßen!
Möge meinem Schreibe-Rohr
Liebliches entfließen!

Johann Wolfgang von Goethe
West-östlicher Divan

Heimatliche Fremde

vom 19. August 2015

Die Welt ist klein; die Welt des kleinen Herzogtums Weimar war das schon immer. Auch wenn sie so große Männer der deutschen Literatur beheimatet hat wie Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller. Mir ist Weimar ja nach etlichen Wanderungen schon fast Heimat geworden, obwohl die Stadt vor nicht allzu langer Zeit in der DDR lag. Und die lag bekanntlich unerreichbar weit von uns Wessis entfernt, eben in der Fremde! In der Heimat trifft man auf bekannte Gesichter, das sollte einen nicht verwundern.

Als ich vor einigen Tagen mal wieder am Frauenplan und in Goethes Wohnstube verweilte – ich hing meinen eigenen Gedanken und Planungen zu Goethes Divangedichten nach – da lächelten mich plötzlich einige Augen so herzlich an, dass ich aus allen schönen Träumen um die Deutsche Klassik gerissen ward. Nette Menschen aus Herford! Auch solch ein Fleckchen, das ich Heimat nenne.

Dabei wundere ich mich auf meinen Reisen ja über gar nichts mehr. In den Dolomiten begegnete ich einst in einer abgelegenen Zauselhöhle einer Kollegin. In La Val stand ein anderes Mal ein Fahrzeug mit Kennzeichen HF vor der Nachbarferienwohnung. Nun ja, das kann viel bedeuten im Kreis Herford, aber den dazugehörenden Menschen war ich sogar einmal begegnet. Nicht etwa bei einer Lesung, sondern bei einer Freundin in…, aber das ist eine lange Geschichte. Ja und warum auch nicht, schließlich fährt doch alle Welt auf diesen abgeschiedenen, vergessenen ladinischen Hof in La Val – mitten in den hohen Bergen! Kennen Sie nicht? Diesen Omphalos, diesen Nabel der Welt? Warum sollte es dann nicht auch aus dem verträumten und ebenso weltbekannten Städtchen Enger jemanden hierher verschlagen? Wem langsam hässliche Stirnrunzeln kommen, dem sei geholfen: Enger, das liegt im Kreis Herford in Westfalen, in Ostwestfalen um genau zu sein, so zwischen Herford und Bielefeld ungefähr. Und La Val? Das ist ein Nest in den italienischen Alpen. Man spricht dort Ladinisch oder Deutsch oder Italienisch oder was weiß ich. Und Zauselhöhlen, das sind… Ach, da müssen Sie jetzt schon selbst nachlesen!

Wo sich die Kreisherforder so rumtreiben! Nicht zu vergessen sei hier der italienische Kellner, der uns unter der antiken Sonne Siziliens verwöhnt hatte und der vor Jahren in Herford regelmäßig zur Arbeit gegangen war oder die Rucksacktouristin auf Korsika, die meinen Herrn Schwiegerpapa anhand eines Fotos auf dem Schreibtisch ihres Kollegen erkannt hatte. Wiedererkannt wäre falsch, denn sie war ihm vorher nie begegnet. Das Foto war übrigens keine Porträt- sondern eine Gruppenaufnahme, auf der man meinen Schwiegervater wenn überhaupt, dann nur am Rand und vor knapp dreißig Jahren mit viel mehr Haaren hätte sehen können. Manche Menschen erinnern sich an alles. Sie wusste sogar seinen Namen, mit dem sie ihn herzlich und mitten auf Korsika aus dem Konzept brachte. Ihr Kollege habe ihn beiläufig und vor Wochen bei einem Gespräch über das Foto erwähnt. Na also! Mein Schwiegerpapa kannte die Wanderin übrigens von keinem Foto der Welt. So unwahrscheinlich wäre das nun auch nicht mehr gewesen!

Ich höre schnell auf, über solche Zufälle und ihre Häufigkeit nachzudenken, denn sonst komme ich noch auf die Idee, dass die Welt gar nicht so groß ist, wie ich immer glaube. Und dass die Menschen dort vielleicht gar nicht so fremd sind, wie ich es in der großen Fremde vermuten möchte. Sonst wäre ja der Begriff der Fremde völlig verkehrt! Nein, vielleicht ist unter den vielen Menschen, die im Augenblick zu uns kommen, sogar ein Jemand, den wir kennen könnten; kein Niemand, sondern ein Jemand, der uns viel bekannter vorkäme, als es uns lieb sein kann, oder?

mh