Warum trinke ich Tee?
Banaler geht´s nicht mehr, oder?
Vor Jahren habe ich mir eine andere banale Frage gestellt. Warum trinke ich überhaupt täglich meinen Kaffee? Ich wunderte mich selbst über die Frage, zwang mich aber zu einer Antwort. Ich hatte keine, die mich überzeugt hätte. Koffein? Wirkt nicht so richtig bei mir. Ich kann abends Kaffee trinken und gut danach schlafen. Der Geschmack? Ich finde ihn sogar ekelig. Das war mir vorher nie aufgefallen. Warum eigentlich nicht? Gewohnheit? Eine erhellende Antwort. Irgendwann schaut man sich etwas ab und behält es bei, weil es andere auch tun.
Die Antwort hatte Konsequenzen. Ich versuchte es mit Tee. Schwarzen Tee kannte ich aus meiner Kindheit. Wenn ich krank war, trank ich Kamillenblütentee oder dieses tief bittere, schwarze Gesöff, auf dem ein schimmernder Film schon meinen Ekel erregte. Der nächste Gedanke: Zwieback. Dann: Erbrechen. Keine hilfreiche Assoziationskette.
Durch Zufall stieß mich eine Händlerin auf grünen Tee. Weil ich mit dieser Teefrau so gern über die verschiedenen Sorten, die Gewinnung, die Herkunftsländer und die Zubereitung sprach, bin ich bei meinem täglichen, japanischen Sencha hängen geblieben. Eine bewusste Entscheidung. Vielleicht. Oder einfach das gute Gefühl, gerne mit einem Menschen zu sprechen, der sich an dieselbe Leidenschaft gewöhnt hat. Die Teefrau will mir in ihrem kleinen Laden nicht aus dem Kopf. Sie ist wie eine angenehme Erinnerung, hinterlässt ein gutes Gefühl in mir.
Grüner Tee ist fantastisch. Er schmeckt und belebt mich.
Wohl bekomm´s.