Goethe und Schiller
Eine Freundschaft?
Dreiteilige Lesung zum Leben & Werk der beiden Ausnahmedichter
Zusammengestellt und gelesen von Michael Helm
Es sind zwei schillernde Namen der deutschen Literatur: Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) und Friedrich Schiller (1759-1805). Zwei Dichter, die gemeinsam unsere Kultur geprägt haben. Vereint stehen sie wie antike Monumente vor dem Weimarer Nationaltheater. Wer den einen betrachtet, denkt auch an den anderen. Aber wie standen sie zueinander? Wie kreuzten sich ihre Lebenswege, ihre künstlerischen Ambitionen, ihre unterschiedlichen Ideenwelten? Waren sie Freunde, Kollegen oder doch Konkurrenten?
Michael Helm stellt die beiden Dichterfürsten in seiner dreiteiligen Lesung in ihrem Leben und Werk vor. Hier und dort mag das Monument etwas bröckeln, wenn das allzu Menschliche ans Tageslicht kommt, denn die beiden Herren führten beileibe kein marmornes Dasein. Begleiten Sie Michael Helm auf eine Reise in eine besondere Zeit, in das Leben dieser außergewöhnlichen Dichter und Denker.
Teil I – Sturm & Drang. Bewegte Jugendjahre.
Frankfurt – Weimar – Mannheim – Stuttgart
Die frühen Jahre der beiden Dichter waren geprägt von unerhörten Geniestreichen: der Werther, der Goethe schlagartig zum leuchtenden Stern am Literaturhimmel erhob und Die Räuber Schillers, ein Skandalstück jener Zeit, das das Theater aufbrachte. Dabei ist der Werther – viel früher entstanden – in seiner Art Vorbild des anderen Werkes. Goethe hatte seine leidenschaftlichen Frankfurter Jahre ja bereits hinter sich und war 1775 auf dem Weg nach Weimar, als Schiller Die Leiden des jungen Werther in seiner Schulzeit verschlang. Er war entflammt und angespornt.
Als Genie bezeichnete man sich, als Genie lebte man, vor allem als junger Schöngeist. Als dann der zehn Jahre ältere Goethe zusammen mit Carl August die Hohe Karlsschule in Stuttgart besuchte, erlebt er eher zufällig den jugendlichen Schiller bei einem Schulauftritt. Allein diese Begegnung scheint noch keine Folgen zu haben.
Michael Helm schildert die Geniezeit der beiden Dichter, liest aus Werken und Briefen und taucht ein in jene Zeit, in der die Stücke der Stürmer und Dränger die Gesellschaft noch aufrüttelten.
Teil II – Begegnungen. Wege zweier Dichter.
Dresden – Rudolstadt – Jena – Weimar
In Rudolstadt an der Saale begegnen sich die beiden Dichter zum ersten Mal wirklich. Eine fruchtlose, ärgerliche Veranstaltung – wie beide finden – im Beisein der von Lengefeld-Schwestern. Goethe verschafft Schiller zwar die Geschichtsprofessur in Jena, persönlich näher kommen sie sich aber nicht.
Diese Zeit ist geprägt von zwei sehr unterschiedlichen Lebenswegen. Die Differenzen im Denken und Schaffen sind offenkundig. Schiller heiratet Charlotte von Lengefeld, arbeitet am Don Carlos, an seinen historischen und ästhetischen Schriften. Goethe ist im Staatsdienst. Er betreibt naturkundliche Studien, reist nach Italien, was seine künstlerische Tätigkeit entscheidend beeinflusst und arbeitet an der Iphigenie und am Tasso. Es beginnt seine Beziehung mit Christiane Vulpius.
Michael Helm schildert die Übergangszeit der beiden Dichter zur Klassik und betrachtet sie in Leben und Werk auch im Zusammenhang ihrer sonstigen Tätigkeiten, ob als Historiker oder als Naturforscher und Politiker. Denn in all diesen Feldern wirkten sie mitgestaltend in ihrer Epoche.
Teil III – Zwei Klassiker. Eine Dichter-Freundschaft?
Weimar und immer wieder Weimar
Am 09. Mai 1805 starb Friedrich Schiller nach fortwährender Krankheit in Weimar. Der Tod Schillers hinterlässt eine bedeutende Leere in Goethes Leben. Mag sein, dass man erst so und rückblickend begreift, was sich die beiden Männer in den letzten Jahren vor Schillers Tod bedeuteten.
Sie fordern sich gegenseitig ihre klassischen Theaterstücke ab, den Faust, den Wilhelm Tell, die Maria Stuart. Sie treiben sich im Balladenjahr zu gegenseitiger Produktion. Sie veröffentlichen gemeinsam die Xenien, ohne den einzelnen Passagen eine konkrete Autorenschaft zuzuweisen. Darin wenden sie sich kritisch-satirisch gegen den ganzen restlichen Literaturbetrieb. Gegenseitig inszenieren sie die jeweiligen Theaterstücke. Ein reger Austausch und Briefwechsel entsteht. Streitpunkte bestehen weiter, werden aber kontrovers diskutiert.
Michael Helm geht der gespannten Kraft der Beziehung dieser außergewöhnlichen Charaktere auf den Grund. Er liest aus dem Briefwechsel und den klassischen Werken dieser arbeitsreichen Periode und schildert die Bedeutung des Todes des einen für das Leben des anderen.
Dauer der Leungen jeweils ca. 2 x 50 Minuten
(Zu Beginn gibt es jeweils einen kurzen Rückblick auf die vorherigen Teile der Lesung.)