Michael Helm

Heiter, skurril & sterbens komisch

Musikalische Lesung | 28.10.23 | 20 Uhr | Onikon Herdecke
Reservierungen an: info@michael-helm.de
„Wir lieben Wortverdreher und Wortakrobaten. Sie stellen die Welt auf den Kopf, schütteln sie, verulken sie, verachten und verdrehen sie einfach, bis aus dem ganzen Unsinn der Worte Sinn herauspurzelt. Und was uns da vor die Füße fällt, das verwortklauben wir, bis man nicht mehr anders kann, als sich darüber zu amüsieren.“

Reservierungen für Lesung im Onikon

Für die musikalische Lesung „Heiter, skurril & sterbens komisch“ (Duo Kallmer & Helm) im Onikon-Kino in Herdecke am 28.10.2023 (20 Uhr) können Sie ab sofort Reservierungen unter info@michael-helm.de vornehmen. 

Schicken Sie mir einfach eine Mail mit Ihrem Namen und der Zahl der gewünschten Karten. Die reservierten Karten sollten am Aufführungsabend bis spätestens 15 Minuten vor Beginn abgeholt werden und können auch dann bezahlt werden.  (Einlass ab 19 Uhr, freie Platzwahl)

Aus dem Block …

Jon Fosse – Melancholie

Ende des 19. Jahrhunderts: Der norwegische Maler Lars Hertervig studiert in Düsseldorf Landschaftsmalerei. Er hat sich ein kleines Zimmer gemietet und verliebt sich in Helene, die fünfzehnjährige Tochter seiner Vermieter. Dieses nicht einmal richtig entflammte Verhältnis findet die Ungnade der Familie. Lars soll die Wohnung verlassen. Das Scheitern der Beziehung scheint Lars Hertervig verrückt werden zu lassen.

Was auf der inhaltlichen Ebene einfach erscheinen mag, nimmt sich in Hertervigs Denken anders aus. Denn von Anfang an ist seine Sicht der Dinge „anders“. Gedanke um Gedanke kreist in seinem Kopf, wiederholt sich, ordnet sich scheinbar neu. Niemals kommt sein Denken zu einem Abschluss. Der Geisteszustand Hertervigs grenzt an Verwirrung und seine Gedanken verwirren sich mehr und mehr durch die ihn befremdenden Erlebnisse. Sind seine Gedanken wahnhaft, Verfolgungsfantasien oder der Ausdruck seiner Realität?

Dies lässt Jon Fosse in seinem Roman „Melancholie“ offen. Er betrachtet das Geschehen aus der Sicht Hertervigs. Er versteht es in einer ausgefeilten, dem Denken dieses Menschen entsprechenden, einfachen Sprache, die subjektive Welt Hertervigs darzustellen. Das ist faszinierend und schwer zu lesen zugleich, denn die unendlichen Gedankenketten Hertervigs wälzen sich über etliche Seiten dahin. Wie einprägsam Fosses Sprache ist, stellte ich fest, als ich das Buch fortlegte. Die ewigen Wiederholungen und Wortketten begannen, von meinem Denken Besitz zu ergreifen, wie musikalische Ohrwürmer. Fast suggestiv haben sie sich in den Kopf eingeschlichen und es brauchte Zeit und Ablenkung, um sich wieder aus dieser zirkulären Gedankenwelt Hertervigs zu befreien.

Jon Fosse hat für das Denken eine Sprache geschaffen, in der Existenzielles einen einfachen Ausdruck findet. In dem, was sich zwischen den Gedankenketten auftut, rührt er an der Grenze des Unbewussten.

Mit der Geschichte Lars Hertervigs ist der Roman nicht zu Ende. Zwei weitere Erzählungen setzen an die Hertervig-Geschichte an, die sich wie die folgenden Akte eines Theaterstücks ausmachen. Generationen später werden Personen betrachtet, die mit Hertervig in familiärer Beziehung standen. Auch in diesen Erzählungen ist es der faszinierende Stil Fosses, der einen in seinen Bann zieht.

Jon Fosse bekommt Literaturnobelpreis

Hier noch der Link zu einem älteren Beitrag.