Michael Helm

Weimar – Ein Reiserückblick

Im Shakespeares lecker gegessen. Ein kleines Restaurant in Weimar, das seit Jahren da ist, wenn wir da sind. Und das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Thüringische Spezialitäten, gute Salate, heimisches Bier. Sitzen im Biergarten, bei dieser Wärme, … reden, genießen, … passt.

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Oft sind wir in den Theaterferien unterwegs oder es sind nur die leichten Sommertheaterangebote im Programm; leichte Kost, open air, fast immer ausverkauft. Diesmal nicht.

Wir wurden im Deutsche Nationaltheater Weimar in die ersten beiden Reihen geführt. Obwohl das Stück ausverkauft war, waren die hinteren Reihen abgesperrt. Dort belehrt darüber, was wäre, wenn jemand von uns Platzangst hätte, folgten wir dem Bühnenpersonal auf die Hinterbühne in die Dunkelheit. Zu sitzen kamen wir auf schmalen, engen Bänken in einem Bahnwaggon? Die Türen wurden krachend zugeschlagen. Dunkelheit.

Das Stück „Die große Reise“, nach einem Roman von Jorge Semprún, spielt im Deportationszug von Paris nach Buchenwald. In der Enge des Waggons, mitten im Publikum, spielte das Puppentheater aus Gera dies Stück mit lebensgroßen Puppen und Schauspieler*innen im funzeligen Licht. In bedrückender Nähe. Vor allem die Geräusche, die von Außen auf uns eindrangen … Woher stammt das? … Was ist das? … Die präzise gespielt und gesprochenen Dialoge zwischen Gérard und dem Jungen aus Semur. Alle befinden sich auf dem Abtransport im Viehwaggon nach Deutschland, nach Buchenwald. Sie wissen nicht wohin, von Hunger, Durst und Angst bedroht. Ein verstörender Abend, dem ein längeres Schweigen folgte. Ein guter Abend.

Dies geschah mir, obwohl ich „Die große Reise“ von Jorge Semprún bereits kannte, wie viele seiner anderen Romane. Aber ich werde sie lesen, wieder und immer wieder lesen. Und immer wieder werde ich die Gedenkstätte oben auf dem Ettersberg besuchen.

Aus dem Block …

Klassik trifft Rock, schon wieder?

Diese Frage könnte man sich stellen. Rock, Hard Rock, Pop, viele Musiker*innen haben mittlerweile mit bekannten Orchestern zusammen gespielt, live. Die Aufnahmen gab es dann auf CD oder auf allen anderen Kanälen zu hören. Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich. Mit einer Ausnahme, nämlich bei Metallica, fand ich sie nicht unbedingt beeindruckend.

Bei New Model Army ist das etwas anderes. Sie spielten mit Sinfonia Leipzig zusammen. In Leipzig fand das Konzert auch statt. Jetzt kann man die Aufnahme als „Platte“ hören. Ich bin begeistert.

Es bleibt der Sound der Band, das finde ich wichtig. Oft nimmt sich das Orchester angenehm zurück, um dann im Detail wunderbare Klangbilder zu schaffen, die das Stück tragen, begleiten oder ihm eine kleine Nuance verleihen, die ich vorher nicht entdeckt hatte. Es sind Stellen, in denen das Orchester Passagen der Songs mit klassischen Mitteln interpretiert, als wären die Stücke dafür geschrieben. Da wird nicht gezaubert, da produziert sich niemand vor dem anderen. Die New Model Army-Songs, ob alt oder jung, geben auch orchestriert ein unglaublich stimmiges Bild ab. Auch wenn die zwei musikalische Welten sehr weit voneinander entfernt zu liegen schienen. Das gilt nicht nur für die langsameren sondern auch für die Hochtempostücke. Aus zwei musikalischen Welten wird eine einzige.

Das hätte ich gerade bei dieser Gruppe, die ich seit Jahrzehnten gerne höre, nicht unbedingt gedacht. Vielleicht war das ein Fehler, denn diese besondere Art die Songs zu spielen, scheint durchaus in der Musik New Model Armys angelegt zu sein. Schön, wenn man trotz anfänglicher Skepsis so angenehm überrascht wird.

Auftrittsimpressionen

Hier einige Impressionen unseres Auftritts am 09. September 2023:

Die Vorlesewerkstatt war ein Projekt der Aktion „Herford liest ein Buch“, initiiert und organisiert vom Förderverein der Stadtbibliothek Herford, Buch.Bar.

hinten: Michael Helm | Lennard Haubrich | Jan-Hendrik Lobstein | Lennert Waletzko
vorne: Maximilian Holtkamp | Anabel Koop | Emily Pautz | Maliha Ahmed

Sechs Wochen hatten die Jugendlichen aller Herforder Schulen an Texten zum Erwachsenwerden in den 1980ern und den 2020ern gearbeitet, ein Coming Of Age zweier Jahrzehnte. Die Lesung war unsere Abschlussveranstaltung in der Stadtbibliothek Herford.

Hat Spaß gemacht. Danke an alle!