Michael Helm

Schreibwerkstatt Herford

Heute startet auch die Schreibwerkstatt im Rahmen der Aktion "Herford liest ein Buch". Wir treffen uns um 18 Uhr in der Stadtbücherei Herford zu einem ersten Kennenlernen. Ich bin gespannt wer kommt. Ich bin gespannt was geschieht.
Angesprochen sind junge Menschen bis ca. 25 Jahre. Wer noch Lust hat ... vorbeikommen.
Wichtig: Der erste Termin zum Kennenlernen hatte sich vom 10.08. auf heute, den 17.08. verschoben.

Herforder Vorlesewerkstatt

Die jungen Menschen der Herforder Vorlesewerkstatt gehen morgen an einem langen Projekttag ans Eingemachte. Was bedeutete es, in den 80ern aufzuwachsen? Was bedeutet es für sie, heute erwachsen zu werden?
Welche Themen standen damals und stehen heute für Jugendliche im Fokus? Was war ähnlich? Was völlig verschieden?

Angeregt vom Roman von Benedict Wells "Hard Land" beschäftigen sich die Schüler*innen aus verschiedenen Herforder Schulen mit dem "Coming Of Age" zweier Jahrzehnte. 
Der 69er-Sprössling, der in den 80ern groß wurde, ist sehr gespannt.

Aus dem Block …

Jon Fosse – Melancholie

Ende des 19. Jahrhunderts: Der norwegische Maler Lars Hertervig studiert in Düsseldorf Landschaftsmalerei. Er hat sich ein kleines Zimmer gemietet und verliebt sich in Helene, die fünfzehnjährige Tochter seiner Vermieter. Dieses nicht einmal richtig entflammte Verhältnis findet die Ungnade der Familie. Lars soll die Wohnung verlassen. Das Scheitern der Beziehung scheint Lars Hertervig verrückt werden zu lassen.

Was auf der inhaltlichen Ebene einfach erscheinen mag, nimmt sich in Hertervigs Denken anders aus. Denn von Anfang an ist seine Sicht der Dinge „anders“. Gedanke um Gedanke kreist in seinem Kopf, wiederholt sich, ordnet sich scheinbar neu. Niemals kommt sein Denken zu einem Abschluss. Der Geisteszustand Hertervigs grenzt an Verwirrung und seine Gedanken verwirren sich mehr und mehr durch die ihn befremdenden Erlebnisse. Sind seine Gedanken wahnhaft, Verfolgungsfantasien oder der Ausdruck seiner Realität?

Dies lässt Jon Fosse in seinem Roman „Melancholie“ offen. Er betrachtet das Geschehen aus der Sicht Hertervigs. Er versteht es in einer ausgefeilten, dem Denken dieses Menschen entsprechenden, einfachen Sprache, die subjektive Welt Hertervigs darzustellen. Das ist faszinierend und schwer zu lesen zugleich, denn die unendlichen Gedankenketten Hertervigs wälzen sich über etliche Seiten dahin. Wie einprägsam Fosses Sprache ist, stellte ich fest, als ich das Buch fortlegte. Die ewigen Wiederholungen und Wortketten begannen, von meinem Denken Besitz zu ergreifen, wie musikalische Ohrwürmer. Fast suggestiv haben sie sich in den Kopf eingeschlichen und es brauchte Zeit und Ablenkung, um sich wieder aus dieser zirkulären Gedankenwelt Hertervigs zu befreien.

Jon Fosse hat für das Denken eine Sprache geschaffen, in der Existenzielles einen einfachen Ausdruck findet. In dem, was sich zwischen den Gedankenketten auftut, rührt er an der Grenze des Unbewussten.

Mit der Geschichte Lars Hertervigs ist der Roman nicht zu Ende. Zwei weitere Erzählungen setzen an die Hertervig-Geschichte an, die sich wie die folgenden Akte eines Theaterstücks ausmachen. Generationen später werden Personen betrachtet, die mit Hertervig in familiärer Beziehung standen. Auch in diesen Erzählungen ist es der faszinierende Stil Fosses, der einen in seinen Bann zieht.

Jon Fosse bekommt Literaturnobelpreis

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