Michael Helm

Rapunzelzeiten

vom 08. Januar 2023

Nach „Das kursiv gedachte Ich“ hat die Herforder AutorInnengruppe nun ihre zweite Anthologie veröffentlicht unter dem Titel „Rapunzelzeiten“, diesmal ein Potpourri der stilleren Sorte, der ruhigen Töne, durchbrochen von Satire und einer bildhaften Poesie, die in Augenblicken nach Perspektiven sucht.
© Thomas Klüter
Mit dem französischen Schriftsteller und Literaturwissenschaftler André Maurois kann gesagt werden, dass Kunst – und somit auch Literatur – das Bemühen sei, neben der wirklichen Welt eine menschlichere zu schaffen. Ausgehend von diesem Gedanken gestaltet die Herforder AutorInnen-Gruppe seit einem halben Jahrzehnt literarische Lesungen im Herforder Kreis, die sich nicht nur am ‚Schönen und Guten’, sondern auch an der sozialen Wirklichkeit orientieren und diese kritisch aufgreifen. Die Anthologie widmet sich daher dem Alltag, der Arbeitswelt, der Vergangenheit, überhaupt dem Spektrum an Gewohnheiten, aus dem heraus jede/r Einzelne eine Perspektive entwickelt. Das Leben besteht eigentlich aus „Rapunzelzeiten“, also aus dem Versuch, den Blick in die Zukunft zu richten und immer neu zu beginnen, das Beste aus den gegebenen Bedingungen zu machen. 

In der bei ostbooks erschienene Anthologie versammeln sich namhafte AutorInnen aus dem Herforder Kreis zu einem literarischen Potpourri aus Prosa und Gedichten. Mit dabei ist Norbert Sahrhage, der bei seinen Kriminalromanen lokal-historische Begebenheiten mit kriminalistischer Erzählkunst verbindet und vor kurzem mit dem Heimatpreis des Kreises Herford geehrt wurde. Ebenfalls dabei ist der bekannte Rezitator und Autor Michael Helm, ausgezeichnet mit dem Bürgermedienpreis NRW.

Artur Rosenstern, Autor und Verleger, schreibt auf feinsinnige Weise darüber, wie der Mensch angesichts von Krieg und Gewalt sein Menschsein bewahrt, während sich der Bünder Autor Nicolas Broeggelwirth auf sensible Weise einem besonderen Menschen annähert („Das Lächeln“). Christine Zeides, ein Multitalent in Sachen Wortkunst und von Bünde nach Berlin umgezogen, widmet sich auf lyrische Weise Berliner Orten.

Die Lyrikerin und Romanautorin Petra Czernitzki überschreibt den Alltag mit scharfer Satire, die sich der Liebe („Die Amputation“) und dem „Corona-Blues“ annimmt. Und der von der Gesellschaft für neue Literatur zu einem „Erben Orwells“ ausgelobte Autor Ralf Burnicki präsentiert politische Gedichte gegen kalte Zeiten. Die Leserinnen und Leser erwartet ein kreatives und vielseitiges Literaturereignis, das zum Nachdenken anregt, aber auch unterhaltsam ist.

Herforder AutorInnen-Gruppe
„Rapunzelzeiten“ 
Anthologie 2022
ISBN 978-3-947270-15-6
10, – EUR
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