Heute vor …
… 161 Jahren ist ein unbequemer, aber wichtiger Dichter von uns gegangen: Heinrich Heine. Wenn viele Kritiker sagen, er habe polarisiert, damals wie heute, so war und ist diese Polarisation wichtig, in seinen Tagen und in unseren.
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Enfant Perdu
Verlorner Posten in dem Freiheitskriege,
Hielt ich seit dreißig Jahren treulich aus.
Ich kämpfe ohne Hoffnung, daß ich siege,
Ich wußte, nie komm ich gesund nach Haus.
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Ich wachte Tag und Nacht – Ich konnt nicht schlafen,
Wie in dem Lagerzelt der Freunde Schar –
(Auch hielt das laute Schnarchen dieser Braven
Mich wach, wenn ich ein bißchen schlummrig war).
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In jenen Nächten hat Langweil‘ ergriffen
Mich oft, auch Furcht – (nur Narren fürchten nichts) –
Sie zu verscheuchen, hab ich dann gepfiffen
Die frechen Reime eines Spottgedichts.
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Ja, wachsam stand ich, das Gewehr im Arme,
Und nahte irgendein verdächt’ger Gauch,
So schoß ich gut und jagt ihm eine warme,
Brühwarme Kugel in den schnöden Bauch.
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Mitunter freilich mocht es sich ereignen.
Daß solch ein schlechter Gauch gleichfalls sehr gut
Zu schießen wußte – ach, ich kann’s nicht leugnen –
Die Wunden klaffen – es verströmt mein Blut.
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Ein Posten ist vakant! – Die Wunden klaffen –
Der eine fällt, die andern rücken nach –
Doch fall ich unbesiegt, und meine Waffen
Sind nicht gebrochen – nur mein Herze brach.
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Heinrich Heine (Lesung)
Aus der Matratzengruft zu Paris
Die letzten Lebensjahre des Dichters in Paris
10.03.2017 | 19:30 Uhr | Stadtbücherei | Poststraße 6a | Spenge | Infos»
mh