Heinrich Mann – Der Untertan
Der politische Satireroman Heinrich Manns
Diederich Heßling ist ein Widerling, ein Wetterfähnchen, das sich nach dem gerade herrschenden Wind ausrichtet. Ein Männlein, das nach oben buckelt und nach unten tritt. Eine höchst moralische Person, solange es um die Bewertung anderer geht, nur in der Selbstbeurteilung ohne Größe. Ein schäbiger Opportunist und Karrierist. Unsympathisch, wie er im Buche steht.
Sie sind ihm schon begegnet?
Das Buch, das Diederich Heßling zum Typus eines deutschen Spießbürgers der wilhelminischen Kaiserzeit erhebt, schrieb Heinrich Mann 1914, erschienen ist es dann 1918. Es gilt als unverhohlene Kritik am Deutschen Kaiserreich und Berthold Brecht bezeichnete es als ersten großen satirischen Roman der deutschen Literatur.
Mit dem Witz und dem entlarvenden Humor Heinrich Manns begegnet Michael Helm bei seiner Lesung einem Diederich Heßling, wie er uns heute noch auf der Straße begegnet, vielleicht anders gekleidet, aber nicht ohne die Attitüde des weltgewandten Besserwissers und Mitläufers. Wenn wir uns an mancher Stelle nicht selbst im Spiegel erblickten, den uns Heinrich Mann vorhält, könnte es ein ganz vergnüglicher Abend werden.