Michael Helm

Armer schwarzer Kater

vom 11. November 2016

Es gibt Tage im Leben, die kann man sich nur schönsaufen. Man wacht danach auf und hat Kopfschmerzen. Wenn die nachlassen, ist genügend Zeit vergangen und man sieht in doppeltem Sinne klarer. Erstens, weil sich der Alkoholpegel normalisiert hat und zweitens, weil der zeitliche Abstand den scheußlichsten Tag schon wieder heller erscheinen lässt. Einmal emotional runtergekommen, ist die Suppe schon nicht mehr so heiß zu essen, wie sie gekocht wurde. Noch ein paar Gemeingültigkeiten?! Sagt man doch so und es stimmt! Meistens, nicht immer. Mag Herr Trump sich nach der „Wahlschlacht“ noch so zahm gebärden. Mögen viele mir beschwören, dass das Amt den Präsidenten präge und nicht der Präsident das Amt. Bei Obama fanden das viele schrecklich, jetzt erhoffen es sich dieselben Leute. Jetzt verschwänden schon die ersten unmöglichen Wahlkampfforderungen des Mannes von seiner Webpage, hörte ich. Vielleicht findet sich sogar ein Friseur, der aus ihm einen schnieke aussehenden Humanisten macht. Alles schön und gut. Aber ich möchte seither täglich wieder zur Flasche greifen und mir diesen amerikanischen Wahltag schönsaufen. Alles liegt hinter einem weichzeichnenden Schleier und ich gebe mich dem süßen Geflüster der Hoffnungen und neuen Versprechungen hin. Schade nur, dass ich so schrecklich realistisch bin. Kein Schönsaufen ohne Kater. Je länger ich saufe, desto größer der Kater! Das ist die Erkenntnis meiner vergangenen Tage. Armer schwarzer Kater.

mh

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