Juli Zeh
Corpus Delicti – Ein Prozess
Aus dem Roman von Juli Zeh
Gelesen von Michael Helm
Mia Holl, eine begabte, unabhängige, junge Frau, muss sich vor einem Schwurgericht verantworten. Sie will beweisen, dass ihr Bruder zu Unrecht verurteilt für eine angebliche Vergewaltigung, unschuldig ist. Doch in einer Zeit und in einer Gesellschaft, in der geistige Werte hinter der körperlichen Gesundheit, ja Korrektheit hinten anstehen, sprechen Mias Liebe zu ihrem Bruder, ihr klarer, naturwissenschaftlicher Verstand und ihre geistige Unabhängigkeit gegen sie. Sie gerät in Opposition zu einem gesellschaftlichen System, das dem Individuum kaum noch Freiheiten lässt, zu einem Staat, der über jeden Schritt seiner Bürger informiert sein will.
Die Frage nach der individuellen Freiheit ist eine der dringlichen unserer Zeit.
Man muss nicht verquer denken, um sich diese wichtige Frage zu stellen. Das galt bereits vor Corona und gilt auch nach der Pandemie. Michael Helm hat da seine klar demokratische, human-liberale Haltung. Und bereits vor der Misere, in der wir heute leben müssen, war zu fragen:
Ist das vorstellbar, eine Gesundheitsdiktatur? Gesundheit als erste Bürgerpflicht? Der gläserne Mensch? Alles messbar, überprüfbar, steuerbar? Wo findet sich die individuelle Freiheit in einem solchen System? Das sind Gedanken, mit denen sich die Erfolgsautorin Juli Zeh in ihrem Roman „Corpus Delicti“ auseinandersetzt. Und sie tat das bereits 2009. Ihre Fragen sind weitreichend, tiefgründig, wie wir gerade feststellen. Es sind Fragen, die sich eine Gesellschaft stellen muss, unabhängig von den aktuellen Bedingungen.
Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Antworten zu suchen. Das tut Juli Zeh sprachlich präzise und gleichfalls spannend.
Dauer: ca. 2 x 35 Minuten